Unsere Macher:innen | © NeoVac

«Eine kleine Firma mit 350'000 Mädels und einer Handvoll Jungs»

Urs Gschwend ist als Projektleiter Energiesysteme bei NeoVac tätig. Privat ist er passionierter Bienenzüchter. Wir haben uns einen stichfesten Anzug übergezogen und Urs und seinen acht Bienenstöckeneinen Besuch abgestattet. Jedes Volk hat «seinen eigenen Charakter», erklärt er uns, während wir seinen Bienenstockwagen betreten und es um uns herum summt … 

Wie bist du zur Bienenzucht gekommen?
Als Kinder durften wir früher oft meinen Grossvater begleiten – er war Bienenzüchter. Wir hatten damals allerdings eher Freude an den
Tabakpfeifen. Im Erwachsenenalter hat es mich dann aber auch erwischt.

Was fasziniert dich an deinem Hobby?
Ich bewirtschafte so etwas wie eine kleine Firma mit ca. 350'000 Mädels und einer Handvoll Jungs. Das Ganze muss man schon professionell aufziehen: Mit Bienen ist man dem Seuchenschutzgesetz unterstellt und muss sich beim Kanton registrieren. Auch wird einem klar, was es bedeutet, Lebensmittel zu produzieren - mit allen Pflichten der Deklaration etc. Ich probiere, so vieles wie möglich zu modernisieren: zum Beispiel habe ich alle meine Völker auf Stockwaagen und greife verschiedene Messwerte ab. Damit habe ich schon einiges auf dem Schirm, ohne einen Eingriff zu machen. Das ist quasi ein «NeoVac Monitoring Pro» für den Bienenstock.

Wie viele Bienenvölker hast du?
Im Moment sind es acht. Ich probiere nicht grösser zu werden, da man meiner Meinung nach ab einer gewissen Grösse den Tieren nicht mehr gerecht wird. Mir ist eine wesensgerechte Haltung wichtig.

Wie fängt man eigentlich einen Bienenstock ein?
Wenn ein Bienenvolk schwärmt, verlässt die alte Königin das Nest zusammen mit 10'000 bis 20'000 Arbeiterinnen. Dieser Schwarm hat aber noch keine neue Bleibe. Mit etwas Glück und einer Kiste erwischt man diesen. Sie wieder einzufangen ist auch wichtig, da es leider so ist, dass die Bienen ohne Unterstützung aufgrund von Parasiten, Krankheiten etc. nicht selber überleben können.

 

Wie viel Honig stellst du her?
Das ist stark vom Jahr abhängig. Ich stelle fest, dass die Bienen immer mehr mit den zunehmenden Wetterextremen zu schaffen haben. An Weihnachten wurden Flüge gemacht, nachher war es kalt, dann zu nass, jetzt zu trocken. Beim letzten Schleudern (hierbei wird der Honig durch die Zentrifugalkräfte aus den Wabenzellen gezogen) lag mein Ertrag bei 75 Kilogramm.

«Es kommt nicht vor,
dass eine Biene
egoistisch handelt.»

Gab es auch mal gefährliche Situationen?
Ich arbeite immer mit Schleier, in den Anfängen hatte ich vielfach das Gefühl, dass man(n) die Stiche schon aushalten wird. Aber die Bienen spüren dich, ich bin mit Schleier viel ruhiger und dann sind sie es auch.

Was erstaunt dich immer wieder aufs Neue?
Eine einzelne Biene ist zwar ein Tier – übrigens bei näherer Betrachtung unheimlich herzig –, aber ein ganzes Bienenvolk bildet einen Superorganismus. Vergleichbar mit den Zellen in unserem Körper. Es kommt nicht vor, dass eine Biene egoistisch handelt. Das ist unheimlich faszinierend, davon könnte sich jeder in der heutigen Zeit eine Scheibe abschneiden.

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Acht Bienenvölker finden hier momentan ihr Zuhause: "Ich probiere nicht grösser zu werden, um den Bienen eine wesensgerechte Haltung zu bieten", so Urs Gschwend.
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Mit einer Bienenstockwaage kann Urs Gschwend unter anderem Gewichtszunahmen oder Gewichtsverluste feststellen. Eine App bereitet die Daten grafisch auf.
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